Der Versailler Vertrag


Der Versailler Vertrag wurde am 28. Juni 1919 im Spiegelsaal von Versailles von den Deutschen und den Alliierten, der Triple Entente, unterzeichnet. Er regelte das Schicksal Deutschlands, Österreichs, Ungarns und der Türkei.
Er umfasste drei Arten von Bestimmungen:
- Territoriale Bestimmungen
- Wirtschaftliche Bestimmungen
- Militärische Bestimmungen

Der Vetrag wurde von der Friedenskonferenz vorbereitet, welche vom 18. Januar 1919 bis zum 10. August 1920 in Paris tagte. Der Versailler Vertrag ist wohl der wichtigste der Pariser Vorortverträge, zu diesen zählen außerdem:
- der Vertrag von Trianon ( mit Ungarn)
- der Vetrag von St.Germain-en-Laye ( mit Österreich)
- der Vetrag von Neuilly-sur-Seine (mit Bulgarien)
- der Vetrag von Sèvres ( mit der Türkei)

Die Konferenz versammelte 27 Staaten (die Besiegten waren von den Verhandlungen ausgeschlossen), jedoch wurden die Arbeiten von einem Direktorium von vier Mitgliedern dominiert, dem "Rat der Vier":
- Georges Clemenceau (Frankreich)
- David Lloyd George (Großbritannien)
- Vittorio Emanuele Orlando (Italien)
- Woodrow Wilson (USA)

Zahlreiche Meinungsverschiedenheiten zwischen den Alliierten erschwerten die Beratungen.

Die territorialen Bestimmungen

Die "natürliche" Wiederabgabe Elsaß-Lothringens an Frankreich, sowie die Zuteilung der kleinen Territorien Eupen, Malmedy und Moresnet an Belgien führten kaum zu Auseinandersetzungen.
Anders verhielt es sich mit den übrigen territorialen Regelungen. So wollte Clemenceau das Saargebiet annektieren, das bis 1814 französisch gewesen war, Deutschland das linke Rheinufer abnehmen und das Ruhrgebiet kontrollieren.
Lloyd George und Wilson, die eine Hegemonie Frankreichs in Europa fürchteten, stellten sich dem entgegen. Nach langen Diskussionen einigte man sich darauf, dass das Saargebiet für 15 Jahre dem Völkerbund unterstellt werden und anschließend ein Plebiszit der Bevölkerung ihre weitere Zukunft bestimmen sollte (von Deutschland und Polen gefordert). Wirtschaftlich gehörte das Saargebiet jedoch zu Frankreich.
Die deutschen Kolonien wurden dem Völkerbund anvertraut, welcher sie in Form von "Mandaten" an einige Mächte verteilte, auf diese Weise erhielt Frankreich Togo und Kamerun.
Die neuen Grenzen sollten das Prinzip der Nationalitäten befolgen. Österreich, Ungarn und die Türkei wurden auf die Gebiete des österreichischen, ungarischen und türkischen Volkes reduziert. Ehemalige Minderheiten erhielten einen Staat zurück (Polen) oder gründeten einen Neuen (Tschechien). Die Slawen aus dem Süden vereinigten sich mit den Serben, um Jugoslavien zu gründen.
Um Polen einen Zugang zum Meer zu ermöglichen, erklärte man den Danziger Raum, so wie einen Teil Westpreußens für polnisch, dies hatte zur Folge, dass Ostpreußen vom Rest Deutschlands isoliert lag. Deutschland war von nun an in zwei Stücke gespalten, es verlor zudem 1/7 seines Reichsgebietes und 10% seiner Bevölkerung.

Die militärischen Bestimmungen

Die militärischen Bedingungen den Versailler Vertrages sahen vor allem die Abschaffung des Wehrdienstes in Deutschland und die Verringerung der Land-und Seestreitkräfte des Landes auf 116.000 Mann vor.
Die Alliierten sollten für 15 Jahre das linke Rheinufer, welches demilitarisiert wurde, besetzen, so wie einen Brückenkopf in Form eines 50 km breiten Streifens am rechten Ufer.

Die wirtschaftlichen Bestimmungen

Die wirtschaftlichen und finanziellen Bestimmungen zwangen Deutschland die Zahlung von Reparationen auf, deren Höhe, mangels einer sofortigen Einigung, von einer alliierten Komission festgelegt wurde.
1921 wurde der Betrag auf 132 Milliarden Goldmark fixiert. Vor dem Wüten der Wirtschaftskrise verlangten die Deutschen, unfähig zu zahlen, einen Zahlungsaufschub.
Als Unterpfand ließen die französische und belgische Regierung die Ruhr besetzen (Januar 1923).
Nach zahlreichen Schwierigkeiten, stimmte die Regierung Berlins schließlich Verhandlungen zu, allerdings auf der Grundlage einer Senkung der Reparationen. Der Dawes-Plan (1924-1930) sah vor, dass Deutschland während eines Zeitraumes von 5 Jahren fortschreitende Jahreszahlungen leisten sollte.
1929 erleichterte der Young-Plan erneut die Schuld. Die Weltwirtschaftskrise führte bald zur endgültigen Einstellung der Zahlungen, diese wurden 1932 durch die Konferenz von Lausanne beendet.
Insgesamt hatte Deutschland nicht mehr 36 Milliarden Goldmark an Reparationen geleistet.

Die politischen Konsequenzen

Die öffentliche Meinung in Frankreich betrachtete die gegen eine eventuelle offensive Rückkehr Deutschlands getroffenen Maßnahmen als unzureichend. Man wird eine Abwendung der ehemaligen Alliierten von Frankreich feststellen. Diese Situation wird sich auf das zukünftige Verhalten des Landes auswirken. Es hatte den Krieg "gewonnen", dank und einzig wegen der Alliierten, um diese nach dem Waffenstillstand als Verbündete zu verlieren. Frankreich hatte also das Gefühl sich allein gegenüber diesen alten "Dämonen" wiederzufinden. 
In England wurde der Versailler Vertrag als übertrieben eingestuft. In den Vereinigten Staaten weigerte sich der Senat den Vertrag zu ratifizieren (20. November 1919).
Die Deutschen unterstellten ihm eine heftige Feindseligkeit und stimmten seiner Unterzeichnung nur unter der Androhung einer Wiederaufnahme des Krieges zu (22. Juni 1919). Der Protest gegen das Diktat von Versailles wird ein von den diversen nationalistischen Gruppen wirksam ausgebeutetes Thema werden.
Die Türkei akzeptierte den Vertrag von Sèvres nicht und löste somit einen neuen Krieg aus, welcher 1923 mit der Ausweisung der Griechen aus Kleinasien endete.
Die Italiener (wie die Franzosen) erhielten nicht alle Gebiete, die sie gewünscht hatten. 

Schlussfolgerungen

Man kann feststellen, dass der Versailler Vertrag niemanden zufrieden stellte, weder die Sieger, noch die Besiegten. Er schuf im Gegenteil ein Rachebewusstsein in Deutschland und ein introvertiertes Denken in Frankreich, dessen perfektes Beispiel die Maginot-Linie sein wird. Seit dem Ende des Krieges will die französische Regierung um jeden Preis verhindern, dass sich eine Invasion, so wie sie 1914 geschah, jemals wieder abspielt und beauftragt die Heeresführung, das Problem der Grenzverteidigung zu bearbeiten.

Der Vertrag von Paris wurde auf Französisch und auf Englisch verfasst, beide Versionen wurden anerkannt. Der Text trug den Titel: Conditions of Peace (Friedensbedingungen).
Es war das erste Mal seit dem Vertrag von Rastatt von 1714 (welcher das Ende des spanischen Erbfolgekrieges besiegelte), dass das Französische nicht mehr die alleinige offizielle Diplomatensprache des Westens war.
Als Vertreter Frankreichs, akzeptierte Clemenceau, dass das Englische an der Seite des Französischen die Arbeitssprache der Friedenskonferenz wurde, zweifelsohne da er selbst über sehr gute Kenntnisse in dieser Sprache verfügte (er hatte eine Amerikanerin geheiratet und in den Vereinigten Staaten gewohnt).

Seitdem verdrängte das Englische die französische Sprache in den internationalen juristischen Dokumenten.

BG/13-11-08


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