Planung und Konzeption der Maginot-Linie



Sofort nach dem ersten Weltkrieg (1914-1918) will die französische Regierung um jeden Preis verhindern, dass Frankreich je wieder wie 1914 Opfer einer Invasion wird, und beauftragt den Generalstab, eine Studie zur Verteidigung der Grenzen auszuarbeiten.

Diese Studie ist dann das Spiegelbild der Gedanken der "Giganten" des letzten Krieges : es sind die drei Marschälle FOCH, PÉTAIN und JOFFRE und noch einige bedeutende Generäle.

Die Ansichten sind verschieden : Foch empfindet wenig Neigung für statische Verteidigungssysteme, Joffre ist für eine Lösung, die sich an die Festungen von Verdun, Toul und Epinal anlehnt und Pétain bevorzugt eine lineare und sehr tief gestaffelte befestigte Front. So mussten also Kompromisse gefunden werden, und das war erst ab 1925 unter Minister PAINLEVÉ möglich.

Während dieser Periode haben sich die Formen der Befestigungen gewandelt, und man ging von den 1914/18 umgebauten Festungen Typ SÉRE-DE-RIVIERES (Toul, Verdun, Belfort usw.) über zu den Befestigungen, wie wir sie heute kennen.

Während seiner Amtszeit ruft Minister Painlevé zwei Kommissionen ins Leben :
die KOMMISSION ZUR VERTEIDIGUNG DER GRENZEN (Commission de défense des frontières - CDF) mit dem Auftrag, die Linienführung, Organisation, allgemeine Konzeption und einen ersten Kostenvoranschlag zu entwerfen,
die KOMMISSION ZUR ORGANISATION DER FESTUNGSGEBIETE (Commission d'organisation des régions fortifiées - CORF), die die Ergebnisse der CDF weiterentwickelt, damit sie ins Praktische umgesetzt werden können.

Anfang 1929 wird das Verteidigungskonzept der CORF vom Ministerrat angenommen und am Ende desselben Jahres übergibt Painlevé sein Amt an seinen Nachfolger André MAGINOT.

Maginot legt dieses Programm sogleich dem Parlament vor und lässt offen darüber abstimmen. Der Senat debattiert ebenfalls über dieses Gesetz und nimmt es mit über 90% seiner Stimmen an.

Das, was bis jetzt nur ein Programm war, wird das Gesetz vom 14. Januar 1930. Es bestimmt die Errichtung von zwei Festungsgebieten, dasjenige von METZ und das der LAUTER. Weiterhin sieht es fur den RHEIN eine Linie von Kasematten, für die ALPEN solide Sperren und für den Norden Frankreichs einige kleinere Anlagen vor.

Um die Annahme der Kosten zu erleichtern, hatte die CORF ihren Kostenvoranschlag verringern müssen.

Manche geplante Bauten wurden aufgegeben und manche Anlagen auf einen späteren Zeitpunkt verschoben. Infolge der Inflation müssen sogar während der Bauzeit Einschränkungen gemacht werden und der Bau verschiedener Kampfbunker auf später verschoben werden, um im Rahmen des vorgegebenen Budgets bleiben zu können.

Im jahre 1934 erfordert die politische Situation von Seiten der CORF eine Wiederaufnahme ihrer Tätigkeit : das Plateau der Saar, der Brückenkopf von Montmédy sowie das Gebiet um Maubeuge müssen geschützt werden.

Dies geschieht aber praktisch ohne Artillerie (nur zwei 7,5 cm Geschützturme wurden bei Montmédy installiert).

Vom Jahre 1935 ab wird noch mehr gebaut, um das ganze Grenzgebiet abzudecken. Diese Bautätigkeiten, die den Kommandanten der Militärregionen überlassen werden, enden erst mit dem Waffenstillstand von 1940. Diese Bunker sind sehr verschieden, sowohl in ihrer Gestalt als auch in ihrem Schutzwert und viele unter ihnen werden nie ihre gepanzerte Ausstattung bekommen - dazu reicht die Zeit nicht mehr. aus.

Mit diesen Massnahmen waren die Services Techniques du Génie (Technische Abteilung der Pioniere) nicht einverstanden und so legten auch sie Modelle von leichten Kasematten fest, um so die Abschnitte zu decken, für welche die CORF nichts unternommen hatte.

Mit der Ausnahme des Werkes von LA FERTÉ gehören die Anlagen, die unter normalen Kampfbedingungen (mit Hilfe von Artillerie, bei Anwesenheit der franz. Intervalltruppen und bei Frontalangriff) bezwungen wurden, der Generation der letzten Jahre an.

Die Befestigungen der ursprünglichen Maginot-Linie, sei es im Norden, bei St-Avold oder an der Saar, sind nur von dem Augenblick an in die Hände des Gegners gefallen, als die Intervalltruppen abgezogen und sie nicht mehr von der Artillerie unterstützt worden waren oder als der Gegner sie im Rücken angriff.

Die Front der Kasematten längs des Rheins und in den Vogesen wurde nur deshalb so leicht durchbrochen, weil deren Mannschaften mit dem Auftrag, lediglich einen gegnerischen Vorstoss zu verzögern, hoffnungslos auf sich allein gestellt waren.

Sobald jedoch die Festungen von der Artillerie unterstützt wurden, leisteten sie einen Widerstand, der den Italienern und Deutschen gleichermassen Bewunderung und Respekt zollte.

So scheitern alle Angriffe gegen die Werke Fermont, Michelsberg, Einzeling, Laudrefang, Téting, Four-à-Chaux, Hochwald und Schoenenbourg ; ebenso keinen Erfolg gab es bei den Kasematten von Aschbach-Oberroedern und den Festungen der Alpen.

Diese Festungen ergeben sich erst auf Befehl des franz, Oberkommandos und dies zum Teil eine Woche nach dem Inkrafttreten des Waffenstillstandes.

BG/13-11-08


- zurück